Hammelburg. Aufgabe der Schülerlotsen: Vor Schulbeginn und nach Schulschluss sind sie an vielen Schulen schon von weitem in ihren neon-gelben Jacken zu erkennen – gleich, ob sie als Schülerlotse, Verkehrshelfer oder Schulweghelfer im Einsatz sind. Tatsächlich verbirgt sich hinter den drei Begriffen dasselbe Engagement, doch werden die Engagierten in den verschiedenen Regionen Deutschlands unterschiedlich benannt. Der älteste und bekannteste Begriff ist „Schülerlotse“; er wird bereits seit 1953 benutzt, als der „Schülerlotsendienst“ in Deutschland eingerichtet wurde. Auch die Deutsche Verkehrswacht spricht noch von „Schülerlotsen“, wenngleich seit einigen Jahren der offizielle Begriff „Verkehrshelfer“ ist.
Bundesweit sind rund 50.000 Menschen als „Schülerlotsen“ tätig. Es handelt sich in der Regel um ältere Schüler, die für ihre jüngeren und unerfahrenen Mitschüler an gefährlichen Stellen den Schulweg sichern und ihnen so sicher über die Straße helfen. Aber auch Eltern, ältere Geschwister oder andere Erwachsene nehmen die Aufgabe als „Schülerlotse“ wahr. Der Einsatz ist freiwillig, erfolgt ehrenamtlich und unentgeltlich.
Eine wichtige Aufgabe mit Tradition
Den Einsatz von Schülerlotsen – offiziell „Verkehrshelfer“ genannt – gibt es in Deutschland seit 1953. Die Einführung geht auf eine Initiative mehrerer Partner zurück, darunter auch die DVW. Heute liegt die Weiterentwicklung des Ausbildungskonzepts und die Ausstattung der Verkehrshelfer mit ihrer Dienstkleidung allein bei der DVW. Unterstützt wird sie durch die Polizei, die sich in der Lotsenausbildung stark engagiert, und den Schulen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sponsert das Projekt seit 20 Jahren.
Verkehrshelfer in Aktion
Mit dem 13. Lebensjahr und dem Besuch der 7. Klasse qualifizieren sich interessierte Schüler für die Ausbildung als Verkehrshelfer. Ausnahmen gibt es in zwei Bundesländern. So ist in Brandenburg die Ausbildung als Verkehrshelfer bereits ab dem 11. Lebensjahr und in Berlin ab der 5. Klasse möglich.
Der Einsatz als Schülerlotsen ist gar nicht so schwierig, denn sie werden gründlich vorbereitet. Die Polizei übernimmt die Ausbildung, die abhängig vom Ausbildungserlass der Bundesländer sechs bis zwölf Stunden dauert. Die Schülerlotsen lernen dabei wichtige Regelungen und verkehrsrechtliche Bestimmungen aus der StVO kennen, ferner die verschiedenen Elemente des Straßenverkehrs und das Einschätzen von Geschwindigkeiten, Anhalte- bzw. Bremswegen von Fahrzeugen. Doch nicht nur Wissen pauken steht auf dem Programm: besonders viel Wert legen die Ausbilder auch darauf, dass die Schülerlotsen sich umsichtig verhalten und ihrer Tätigkeit konzentriert und verantwortungsbewusst nachgehen – denn andere Menschen müssen sich auf sie verlassen können.
Für ihre Arbeit erhalten die Schülerlotsen viel Anerkennung in der Öffentlichkeit, insbesondere natürlich von Mitschülern, Eltern, Lehrern und den Verkehrsteilnehmern.
Wer ist der beste Schülerlotse?
Seit 1982 findet jährlich der Schülerlotsen-Wettbewerb auf Stadt-, Kreis- und Landesebene statt, in dem die besten Schülerlotsen ermittelt werden. Die Landessieger wetteifern jedes Jahr im Herbst im bundesweiten Schülerlotsen-Wettbewerb um den Titel des Bundessiegers miteinander. Der Wettbewerb erstreckt sich über zwei Tage: Am ersten Tag müssen die Teilnehmer eine theoretische Prüfung mit über 60 Fragen ablegen, am zweiten Tag findet die praktische Prüfung statt. Hier geht es um Argumentationsfähigkeit bei Konflikten und um Schätzvermögen: Wie schnell fährt der sich gerade nähernde Pkw? Wie lang ist sein Anhalteweg in Relation zur gefahrenen Geschwindigkeit? Welche Faktoren können den Anhalteweg verlängern?
Neben dem begehrten Siegerpokal und einer Urkunde erhalten die drei Besten als Anerkennung ihres Engagements auch eine Geldprämie, mit der sie sich einen persönlichen Wunsch erfüllen können.
Mach mit und werde Schülerlotse!
Der Erfolg der Schülerlotsen lässt sich schon daran ermessen, dass es seit der Einführung des Dienstes im Jahr 1953 an den von ihnen gesicherten Übergängen keinen einzigen schweren oder gar tödlichen Unfall gegeben hat. Die Aufgabe als Schülerlotse ist interessant und verantwortungsvoll. Die Zusammenarbeit mit anderen Verkehrshelfern und der Polizei macht großen Spaß. Sie bietet nicht nur neue Aufgabenfelder, sondern auch die Möglichkeit, nette Menschen kennen zu lernen und Freunde zu finden. Und nicht zuletzt gilt: Wer sich um andere kümmert, beweist soziales und gesellschaftliches Engagement.
Quelle: Deutsche Verkehrswacht e.V.